HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT

Zur heutigen „Halbzeit“ möchten wir Blogger es nicht versäumen, euch einen schönen Zeugnistagzu wünschen!

Das ist ganz ehrlich gemeint:

Die, die ein tolles Zeugnis haben, dürfen sehr stolz auf sich sein,
die, die für ein weniger tolles Abschneiden aber alles gegeben haben, die dürfen dieses Gefühl ebenso haben …
naja und diejenigen unter euch, bei denen es nicht „so rosig“ aussieht, weil sie durch (sagen wir mal) eigene Antriebslosigkeit zu dem entsprechenden Notenbild gekommen sind, die fühlen sich vielleicht am „Stolz“ gepackt und legen in der zweiten Halbzeit jetzt so richtig los;-)

In jedem Fall wünschen wir euch, dass heute Mittag Menschen auf euch warten, denen ihr noch mehr wert seid als die Ziffern auf dem Zeugnispapier … diesen Gedanken bringt auch Amanda in ihrem Poetry-Slam Text zum Ausdruck, der vorgelesen natürlich noch mehr fasziniert, aber auch so wird er euch sehr beeindrucken (und vielleicht aus dem Herzen sprechen…).

Viel Spaß dabei und ein schönes laaaaaaaaaaaanges Wochenende!

Eure Blogger!

Amanda liest ihren Text am 1.2.2017 in der Aula

ohne Titel – von Amanda Herbster

Eins.
Mit schweißverschwitzten Händen schlage ich es auf, sehe es an, lache auf. Ich bin ein sehr guter Mensch.

Zwei.
Zitternd blättere ich es auf, sehe es an, lächle kurz. Ich bin ganz okay.

Drei.
Voll Unbehagen drehe ich es um, sehe es an, zucke mit meinen Schultern. Ich bin gar nicht so ein toller Mensch, ich hätte es viel besser machen können. Mehr lernen, mehr wissen, mehr schreiben, mehr –

Vier.
Unwillig ziehe ich es her, sehe es an, schließe enttäuscht die Augen. Ich bin ein schrecklicher Mensch, viel zu dumm für diese Schule, wieso gehe ich hier überhaupt hin, wenn sowas dabei rauskommt? Was habe ich falsch gemacht, bin ich nicht gut genug? Ich bin dumm, ich bin dumm, ich bin dumm!

Fünf.
Mit Missgunst geplagt wende ich es, sehe es an, schlage mir die Hände vors Gesicht. Ich bin dumm, Abfall der Gesellschaft, aus mir wird niemals etwas werden. Ich kann das nicht, wieso kann ich das nicht? Ich bin dumm, ich bin so unfassbar dumm –

Stopp.
Unsere Sprechblasen werden zerdrückt, unsere Gedankenblasen zerschnitten. Gequetscht in engen Bewertungsbogenformularen, vollkommen ignoriert welche Form mal war.
Gedanken bewertet, Gedanken verschwendet.
Und auf Papier in Rot geschrieben steht, wie viel unserer Gedankenwolken in die engen Mauern des Gerichtspapiers sich drücken konnt‘.
Aus unseren Gedankenwolken regnet Blut, verletzt vom Zerschneiden des Richterstiftes, tropft auf weißes Blatt Papier und wandelt Text in Notenblatt.

Erweitert euren Horizont?
Niemand will wissen, was mein Horizont euch erzählt, niemand will wissen, was mich wirklich bewegt:
Jeder will Fakten, Fakten, Fakten.
Zerschnitten in Kasten, Kasten, Kasten.
Bewertet mit rotem Richterstift, vertreibt auch den letzten Gedankentraum.

Doch bin ich dumm?
Wenn in roten Ziffern geschrieben steht: 0 von 10 Punkten.
In meinen Gedankenwolken steht nicht geschrieben, dass die blaue Blume in Johann von Eichendorffs Gedicht für die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren steht; sondern vielleicht einfach nur ein blaues Gewächs, das eben nicht in seiner Gegend wächst.
In meinen Gedankenwolken steht nicht geschrieben, dass das Intergral dieser und jener Funktion aus irgendeiner Stammfunktion zu ergeben ist; sondern vielleicht einfach nur komische Kurven, die auf meinem Zettel um die Wette laufen.
In meinen Gedankenwolken steht nicht geschrieben… und das ist okay.
Das Denken in Rastern, das Träumen in Mustern, das Handeln in vorgefertigten Formen geformt für ungeformte Wolken, zerschneidet das Wolk‘, lässt schwer und rot es regnen: Blut, das tropft, auf weißes Blatt Papier.

Das macht uns nicht dumm.
Du bist ein Genie, ein kleines, wunderbares Genie.
Hören wir den Worten jenes absolut nicht dummen Physikers:

„Jeder ist ein Genie! Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, er sei dumm.“

Mal davon abgesehen, dass niemand so wirklich beweisen kann, dass dieses Zitat tatsächlich aus Einsteins Munde kommt, so lässt sich sagen:
Es stimmt.

Du bist nicht die Noten, die du schreibst; nicht die Punkte, die du kriegst.
Uns wachsen nun mal nicht plötzlich Beine aus den Schuppen, nicht plötzlich Arme aus den Flossen. So bleiben wir an den Wurzeln des Baumes stehen, nur um nach oben in die Baumkronen zu sehen, wo du sie siehst, die Kletterer.
Auch ein Vogel kann nicht klettern, doch sitzt er dort oben, als höchster von allen, als schnellster von allen: Doch kletterte er nicht. Und in Rot festgeschrieben steht sein Misslingen, durchgefallen, falsch gemacht.
Und so flog er davon, sein weißes Gefieder blutrot verfärbt, in den grenzenlosen Horizont und… lebt.

Du bist nicht die Noten, die du schreibst; nicht die Punkte, die du kriegst.
Du bist viel mehr als das!
So glaube mir, lass‘ deine Wolken nicht stutzen, deine Worte nicht stumm.

Du bist nicht die Noten, die du schreibst.

Ein Gedanke zu „HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT HALBZEIT“

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