Stress lass´ nach!

Wir sind euch noch einen Artikel schuldig – und wir finden, heute kommt der gerade recht!

Kurz vor den Halbjahreszeugnissen haben wir euch gefragt, ob und wie sich Leistungsdruck bei euch bemerkbar macht. Die Lektüre der gesammelten Antworten war wirklich spannend, aber einen genauen Plan, was wir damit dann machen sollten, hatten wir nicht. Dann kam uns in den Sinn, die Antworten an unseren Beratungslehrer – Herr Beckervordersandforth – weiterzuleiten, den wir dann gebeten haben, uns einen Kommentar dazu zu verfassen. Hier ist sein Text nun dazu:

Die Ergebnisse der Befragung, die unsere ESG-Bloger*innen zum Thema Leistungsdruck durch­ge­führt haben, sprechen eine deutliche Sprache.

(*Hier gelangt ihr zur ausführlichen Übersicht über die Antworten, die ihr uns zu der Umfrage geschickt habt.)

Stress und Leistungsdruck sind die großen Themen unserer Zeit, die geprägt ist von enormer Be­schleu­­­nigung, einem gesteigerten Effizienz- und Leistungsdenken sowie dem Druck zur stetigen Selbst­­­­optimierung. Damit sind gleichzeitig schon einige der Ursachen benannt.

Eine Reihe weiterer Ursachen findet sich in den Umfrageergebnissen. Sie reichen von zu vielen Haus­auf­gaben und Klassenarbeiten/Klausuren über G8 und Überforderung bis hin zu gesellschaftlichen und elterlichen Erwartungen sowie Problemen im privaten Umfeld.

Psycholog*innen nehmen darüber hinaus noch den sozialen Stress mit in den Blick, wenn es um Leistungs­druck geht. Das ständige Präsentsein in den sozialen Medien und die ständige Bewertung auf Instagram&Co stellen eine hohe Belastung für Kinder und Jugendliche dar. Das zieht Energie wie ein alter Kühlschrank – und schränkt Konzentration und Leistungsfähigkeit in der Schule ein. Auch hier gilt der Grund­satz „Die Dosis macht das Gift“ und die Herausforderung besteht darin, für sich einen guten, ge­sunden Umgang mit diesen Medien zu finden. 

Stress ist übrigens nicht einfach nur schlecht. Daher unterscheiden Fachleute den positiven Eu-Stress, der uns anspornt zu guten und manchmal zu Höchstleistungen, und den negativen Dis-Stress, der auf Dauer krankmachen kann. Studien haben herausgefunden, dass Menschen sich bei hoher Über­for­derung ebenso unwohl fühlen wie bei ständiger Unterforderung. Die meisten Menschen fühlen sich am wohlsten, wenn sie ein einem guten Maße gefordert werden. Natürlich ist das Empfinden individuell auch sehr unterschiedlich.

In den letzten Jahren ist der Begriff Resilienz regelrecht in Mode – und das zu Recht. Die Resilienz­forschung beschäftigt sich mit der psychischen Widerstandsfähigkeit eines Menschen. Ich selbst verwende gerne den Begriff „seelisches Immunsystem“. Bei beiden Be­grif­fen geht es darum, was einen Menschen stärkt, welche Ressourcen in ihm stecken, um mit Be­lastungen, Widerständen und Krisen klar­zukommen und dabei gesund zu bleiben.

Eng dazu gehört das Stressmanagement:
Was tut mir gut in Stressphasen?
Was brauche ich als Ausgleich?
Wen brauche ich als Unterstützer*in?
Konkret kann das z.B. heißen, die eigenen Ener­gie­spender und Ener­gieräuber zu identifizieren, Er­ho­lungsinseln (Chillen, Spazierengehen, Musik­hö­ren, Malen, Lesen, Zeit mit Freund*innen, Ent­span­nungs­übungen, Meditation, …) oder Be­we­gungs­­zeiten/Sport einzuplanen.


Hilfreich und lohnenswert ist zu diesem Thema auf jeden Fall der Aus­tausch mit Eltern, Freund*innen, (Beratungs-)Lehrer*innen etc.

Bei andauernder Er­schöpfung über einen längeren Zeitraum und eventuellen begleitenden seelisch­en oder körperlichen Symp­to­men (z.B. Schlaf­­störungen, Kopf-/Bauch­­schmer­zen, Stimmungs­schwank­ungen, Konzentrations­pro­ble­me, häu­fi­ges sorgenvolles Grübeln, Angst, Panik­gefühle), sollte man das auf jeden Fall professionell abklären lassen. Häufig sind hier die Kinder- und Jugendärzt*innen oder Hausärzt*innen erste Ansprechpartner*innen.

Wenn du das Gefühl hast, mit Leistungsdruck, Stress, Erschöpfung und damit verbunden Sorgen und Ängsten nicht so einfach klar­­­zu­kommen, braucht es möglicherweise fach­kun­di­ge Unter­stützung. Das Beratungs­team kann dir dabei weiterhelfen, entsprechende Hilfe zu finden.

Tobias Beckervordersandforth, Beratungslehrer und Coach (DGfC)

(*Hier noch eine Seite, die wir Blogger in dem Zusammenhang mit der Befragung gefunden haben – heute habt ihr ja Zeit (*falls ihr keine Unmengen an Aufgaben auf nerdl erledigen müsst), da könnt ihr ja mal reinschauen: https://www.kika.de/erwachsene/begleitmaterial/sendungen/kummerkasten/leistungsdruck102.html)