„Menschen + Computer = gut gelaunter Administrator“

Seit 2019 ist er quasi DAS neue Gesicht am ESG – ohne ihn liefe hier im technischen Bereich vieles anders – wahrscheinlich „schiefer“ :-). Er ist wahnsinnig beschäftigt, aber für uns und unsere Fragen hat er sich dennoch Zeit genommen – auch typisch für ihn. Hier also unser Interview mit Felix Kupferschmidt, dem technisch-pädagogischen Leiter (so die offizielle Bezeichnung) unserer Schule:

„Ein Kupferschmidt für alle Fälle“

1. Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?

Ich habe irgendwann in meiner Jugend angefangen, mit Elektronik zu basteln und bin so zu Computern und Elektronik gekommen. Seit meiner Konfirmandenzeit habe ich viel mit Jugendlichen und Kindern gearbeitet und das mache ich bis heute gerne. Die Mischung hat es dann gemacht: Menschen + Computer = gut gelaunter Administrator

2. Wieso sind Sie auf diese Schule gekommen?

Ich wohne in Gütersloh und gab zusätzlich zu meiner Arbeit in Hannover hier an der Altstadtschule Programmierkurse. Darüber habe ich Martin Fugmann kennengelernt und von der Stelle am ESG erfahren.

3. Um was kümmern Sie sich hier?

Das ist ganz vielschichtig. Erstmal kümmere ich mich um alles rund um den Schulserver, aber auch so etwas wie E-Mail, die knapp 100 iPads, das WLAN wird auch von mir betreut.
Ganz wichtig sind auch die Verwaltungscomputer: Wenn man sie einschaltet, bekommen sie automatisch ein sogenanntes Image aufgespielt, das ich inhaltlich in enger Abstimmung mit den KollegInnen anpasse und erzeuge. Aber auch bei den Computern der LehrerInnen helfe ich gerne und häufig. Spannend ist zur Zeit die Planung der Zukunft. Vom Bund gibt es über den „DigitalPakt“ Gelder, mit denen wir neue Technologien anschaffen werden. Details verrate ich noch nicht, nur soviel: Einiges hätte ich zuhause auch gerne!

4. Warum gibt es eigentlich zwei WLANs

Es sind sogar drei, aber das dritte ist unsichtbar. Am WLAN „ESG“ meldet ihr euch mit euren Zugangsdaten an, da könnt nur ihr ran. Gäste können das WLAN „ESGast“ nutzen. Das Kennwort erhalten sie im Sekretariat. Das dritte WLAN ist ein unsichtbares, aber nicht, weil es geheim ist, sondern weil wir es für die Maschinen brauchen wie iPads und die Legamaster Touchscreens, die einen kompletten Android-PC enthalten.

5. Können Lehrer gucken, was die Schüler machen? 

Auf dem Server habt ihr einen ganz eigenen Ordner. Dort kann niemand außer euch reinschauen. In den Klassen- und Tauschordnern dagegen könnt ihr gemeinsam arbeiten. Bei nerdl geht das noch besser. Ich würde sagen: fortschrittlicher.
Natürlich wollt ihr wissen, ob die LehrerInnen in euer Whatsapp schauen können: Nein! Das wär ja noch schöner! Ich denke aber, dass es viel wichtiger ist, dass ihr für euch lernt, was ein verantwortlicher Umgang mit dem Handy und Computern ist. Dabei helfen wir Erwachsenen gerne, würde ich mal ganz positiv sagen. Mehr geht kaum, denn wenn man im Unterricht nicht aufpassen will, kann man das auch ohne Handy tun. Ich habe sehr gerne Käsekästchen unterm Tisch gespielt. Schiffe versenken, Comics mit der ganzen Klasse zeichnen. Oups 

6. Versorgen sie die Medi auch?

Ja, zum Teil. Das WLAN in der Medi ist natürlich von uns und auch die iPads. Das ganze Buchungssystem ist aber an die Stadtbibliothek angeschlossen. Das koordiniert Josephine Peter mit ihrem Team. Übrigens finde ich die Atmosphäre in der Mediothek sehr schöne und ich sitze dort gerne – und bin auch von euch ansprechbar.

7. Wie lange dauert eine Reparatur?

Es kommt darauf an, was repariert werden muss. Manchmal muß ich noch suchen, wo ein Verteilerkasten in der Schule versteckt ist. Bei den PCs sind die Fehler häufig in der Software versteckt. Eine ganze Weile funktionierten kürzlich die Schülermails nicht. Ich bekam erst gar nichts davon mit. Ihr wart alle total entnervt und habt schon begonnen über eure privaten Mails zu senden. Als ich das endlich bemerkt habe (niemand kam auf die Idee einen dicken Beschwerdezettel an mein Büro in M21 zu tackern) dauerte es noch einige Tage inklusive Rückfall, bevor der Fehler beseitigt war. Gebt mir bitte gerne Hinweise. Manchmal erscheint das eigene Problem klein und unwichtig, aber in der Summe ergibt sich etwas, was mir bei der Fehlersuche weiterhilft.

8. Kümmern Sie sich auch um Laptops, die man ausleihen kann? 

Nur am Rande, die gibt es über die CompuTecS. Man kann sie nur als Ersatz leihen, wenn der eigene kaputt ist und eingeschickt wurde. Die CompuTecS berate ich manchmal, aber die meisten Dinge an den Laptops können sie besser als ich. Überhaupt ist allen klar, dass man im Computerbereich ganz alleine kaum durchkommt. Ich freue mich über Tipps und Erfahrungen und gebe meine auch gerne weiter.

9. Entscheidungsfrage: iOS oder Android?

Ich bin Apple Techniker seit dem Abitur. Ich finde Android spannend, da muss man verdammt viel wissen und manche Dinge sind etwas komplizierter. Ich selber mag das Apple System, weil es so intuitiv ist. Was mich sehr reizt, ist die Konfiguration von Android, aber noch mehr von Windows. Und zwar so, dass man alles für die eigenen Bedürfnisse anpasst.
Bei mir liegen zum Beispiel die Programme nicht auf dem Desktop herum, sondern sind im Dock oder in der Taskleiste. Auf dem Desktop liegen nur meine eigenen Dateien in meiner eigenen Unordnung. Das mussten die CompuTecS schon über sich ergehen lassen 😉

10. Was war früher ihr Lieblingsfach, passt das zu ihrem heutigen Beruf?

Es war Physik. Das war mein Lieblings-, aber auch schlechtestes Fach. Das war mir aber egal, ich wollte es einfach wissen. Ich war auch der schlechteste im LK, aber bin als einziger Elektroniker geworden. Zu meiner Ehrenrettung hatte ich die beste Facharbeit mit 14 Punkten. Ich bin Elektroniker und Administrator geworden, andere Raketentechniker, Physiker, Maschinenbauer. Ach ja, das darf ich nicht vergessen: Sozialkunde stand bei mir auch ganz oben!

11. Und was war ihr Hass Fach?

Das hing mit meinem LK-Lehrer zusammen: es war Englisch. Der Lehrer hatte mich auf dem Kieker und ich ihn dann irgendwann auch. Ich war Stammkurssprecher. Eigentlich mochte ich Englisch aber!

12. Wie stehen sie zu Social Media? 

Brauche ich nicht, obwohl ich durchaus auch Chatprogramme wie Threema und Signal nutze. (OK, ich gebe es zu, auch Whatsapp).

Der Name „Social Media“ ist total irreführend. Auf der Suche nach Individualität verirrt man sich im Austausch von Pizzafotos, BeautyTussies und -Mackern und doofen bis schlimmen Posts. Man bildet sich ein, man hätte Freunde. Aber Follower sind nur Klicker. Eine Sekunde, um zu sagen: „Toll, diese Meinung teile ich.“ Und nur eine Sekunde, um wildfremde oder KlassenkameradInnen zu dissen. Das ist vollkommen absurd. Raus mit uns in die Welt, in die Parlamente und natürlich zu unseren Freunden! Wir müssen die Welt retten und nicht den faulen Sofaklickwettbewerb bestehen.

Außerdem macht man Werbung für andere und bekommt nix dafür. Wenn ich zum Beispiel Facebook benutze, mache ich Werbung für Facebook und nicht für mich. Das sind Firmen die mit uns massiv Geld verdienen.

13. Können sie programmieren?

Ja, ich habe einige (steinalte) Programmiersprachen gelernt. Pascal, Basic, Assembler: das ist eine Maschinensprache. Die Computer verstehen keine Wörter, sondern nur Zahlen und jede Zahlenkombination steht für einen Befehl. Ab nächstem Jahr beginnen wir damit, das den 5./6. Klassen beizubringen. Aber mit einer grafischen Programmiersprache an den iPads.

14. Was ist insgesamt ihr Eindruck von unserer Schule?

Der Eindruck von innen ist klasse und durchaus anders als er es von Außen war. Von Außen denkt man, zum ESG gehen die ganzen „Tollen“ und ins Städtische die „nicht so Tollen“. Totaler Quatsch. Es steht und fällt mit jeder Einzelnen. LehrerIn wie SchülerIn. Ich habe viele Kontakte zu den anderen Schulen. Es macht Spaß, sich auszutauschen. Was die SVen mit dem Nachhaltigkeitswettbewerb für alle Schulen abgeliefert haben, war richtig genial! Natürlich habe ich mich total gefreut, als wir den OWL-PoetrySlam in Paderborn gewonnen haben. Ich war live dabei. Da kann ich euch nur gratulieren: Tolle Schule, noch viel tollere SchülerInnen!

15. Was halten Sie von der Digitalität der Schule?

Ich finde, wir sind auf einem guten Weg. Wir haben einige Themen, die wir noch nicht ausreizen. Digitalisierung ist kein Schulwettbewerb, trotzdem müssen wir alle den Umgang und die Möglichkeiten intensiv üben. Auch natürlich für euer Berufsleben. Das ist ein Aspekt.
Ein anderer: Ich nehme Computer als Erweiterung unseres Geistes wahr. Wir haben sie selber erdacht und so sind sie in meinen Augen durchaus Teil von uns Menschen. Sie nehmen uns nichts weg, sie ermöglichen uns aber so viel mehr. Man muß sie nicht zwangsweise nutzen, sondern nach Bedarf einsetzen. Das kann auch Zocken sein. Spielen gehört zum Menschsein dazu. Aber wir haben immer die Verantwortung für das, was wir selber tun. Und eben auch dafür, was wir mit den Computern tun – und was wir an sie völlig abgeben. Das wirft soziokulturelle Fragen auf. Künstliche Intelligenz berührt sofort unsere menschlichen Werte. Das sollte man nicht einfach so hinnehmen, das müssen wir in der Schule genauso wie daheim diskutieren. Oha, das war jetzt echt theoretisch. Überlegt mal, was der Autopilot tun soll, wenn er nicht mehr bremsen kann: Euch selber gegen eine Wand steuern oder Fußgänger gefährden? Das ist hart, aber es findet bereits statt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.