Ein Moment des Friedens und der Poesie mitten im blutigen Sudan-Konflikt – das ist das Welt-Pressefoto 2020.
Ein junger Mann rezitiert mitten in einer Gruppe von Demonstranten und im Schein vieler Handy-Lampen Gedichte. Aufgenommen hat es der japanische Fotograf Yasuyoshi Chiba für die französische Agentur AFP. Das Foto mit dem Titel „Straight Voice“ ist Sieger des „World Press Photo 2020“. Die Jury erklärte, das Bild zeige die Macht der Jugend und der Kunst und verfüge über „poetische“ Qualität.
Zum Hintergrund: Im Sudan war letztes Jahr der langjährige Machthaber Omar al-Baschir gestürzt worden. Mitten in dieser Phase der Unruhen und des Chaos, in dem Menschen nicht nur friedlich demonstrierten, steht ein Junge auf und trägt Friedensgedichte vor.
Zu dem Bild fiel uns spontan das bekannte Friedensgebet ein, das gleichermaßen von katholischen und evangelischen Christen gebetet wird. Es wird dem Heiligen Franziskus zugeschrieben:
Herr,
mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist,
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht,
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
das ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste,
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe,
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer hingibt, der empfängt,
wer sich selbst vergisst, der findet,
wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer stirbt, erwacht zum ewigen Leben. Amen.
Dieser Junge ist für uns ein Beispiel, wie man zu einem Werkzeug des Friedens werden kann, wenn man sich wie er, nicht von der Masse zu gewalttätigen Handlungen hinreißen lässt, sondern stattdessen Friedensgedichte aufsagt.
Wir wünschen euch eine gute Woche!
Ursula und Stefan Detering für das Andachtsteam