Ein neues Schuljahr beginnt jetzt schon seit einigen Jahren a u c h mit einem Blog-Interview des „Schuloberhauptes“, also mit dem Direktor der Schule. Wie hat er die Sommerferien verbracht, was sind seine Anliegen für das neue Schuljahr, wie blickt er auf das alte zurück und natürlich in diesem Jahr: Was tut sich denn nun in Bezug auf den ESG Umbau, Ausbau oder/ und die Sanierungsvorhaben – da gab es ja etliches zu lesen in der Presse. Wir BloggerInnen haben uns also mal mit Herrn Fugmann unterhalten …
- Was haben Sie in den Sommerferien gemacht? Gab es ein Highlight in den Sommerferien?
Meine Frau und ich waren an der Altantikküste und haben GAR NICHTS gemacht, d.h. ausgiebig gechillt. Wir haben in 4 Wochen nur 8 Euro Eintrittsgeld ausgegeben, daran sieht man schon, dass wir bewusst einen ganz anderen Fokus gesetzt haben. Wir waren in Frankreich und hinterher noch eine Woche in Ägypten … - Mit welchem Gefühlen sind Sie eigentlich in das neue Schuljahr gestartet?
Ganz positiv! Ich habe mich drauf gefreut, dass es wieder losgeht. Ich bin froh, dass die Impfungen und die regelmäßigen Tests – so kompliziert das auch alles ist – uns einen weitestgehend reibungslosen Schulbetrieb ohne Unterbrechungen ermöglichen. Insofern bin ich mit einem ganz guten Gefühl in das neue Schuljahr gegangen. - Ein Wort, mit dem Sie das letzte Schuljahr beschreiben würden!
Distanz! - Glauben Sie , dass es noch einmal eine Phase Homeschooling geben wird?
Hoffentlich nie mehr! Ich rechne damit, dass Impfungen in Verbindung mit Tests ujd Hygienemaßnahmen ausreichen werden, um Schulen und Kitas dauerhaft geöffnet zu halten und Gruppenquarantänen zu verhindern. An Schule in Präsenz geht kein Weg vorbei, sonst verlieren wir zu viele Kinder!
5. Es soll je nach Corona in Schule nicht so weitergehen wie vorher. Was muss Ihrer Meinung nach nun mitgenommen werden von den Distanzlernerfahrungen in den Präsenzunterricht? Wie wollen Sie die Erkenntnisse in Präsenz umsetzen?
Im Moment gibt es ja zwei Tendenzen:
Wir freuen uns, dass es so ist, wie es mal war: Dass wir endlich alle wieder hier IN der Schule sind.
Gleichzeitig haben wir aber auch gemerkt, dass es nicht mehr so sein wird, wie es mal war. Corona und ja gezeigt, dass Schule und Unterricht mehr ist als eine Lehrkraft, die vorne steht und den Unterricht 45 Minuten ganz engmaschig begleitet und alles in den Händen hält und kontrolliert. Wir haben gelernt, dass, wenn man euch Freiräume gibt und ihr gut ausgestattet alleine – auch in Gruppen, aber nicht unter permanenter Kontrolle – arbeiten könnt, ihr durchaus viel tollere Ergebnisse hervorbringen könnt.
Natürlich haben wir auch festgestellt, dass für viele diese Selbstständigkeit ein enormes Problem darstellt und sie damit noch nicht gut zurechtgekommen sind. Die, die das noch nicht so gut können, müssen wir noch besser und enger anleiten. Corona hat deutlich gemacht, dass man Schule und Unterricht von noch mehr von euren Voraussetzungen planen muss. Die Digitalkompetenz, die alle in dieser Zeit erlangt und verbessert haben, helfen uns dabei natürlich, z.B. in Bezug auf die Kommunikation oder die Feedback-Kultur. Schule wird sich ändern in Bezug außerschulisches Lernen, auf projektartiges Lernen und in Bezug auf den Anwendungsbezug, sonst verkommen die Inhalte zu sinnlosen Hüllen und totem Wissen. Wenn ich bauen möchte und ich muss eine Fläche berechnen, dann muss Flächenberechnung können. Wenn ich zwar die Fläche berechnen kann, weiß aber damit nichts anzufangen und ich nicht weiß, wofür ich das tue, dann macht das doch keinen Sinn! Ich glaube, dass wir da am ESG schon sehr weit gegangen sind, dass sich Aufgabenformate und die Aufgabenkultur ändern, sehr anwendungsbezogen gearbeitet wird und man euch einfach mehr Spielräume gibt.
Jetzt ein Thema, zu dem uns und bestimmt vielen anderen Menschen auch, viele Fragen unter den Nägeln brennen: Der Umbau der Schule!!!
Wir sind froh, dass Sie sich bereit erklärt haben, uns dazu einige Fragen zu beantworten. Zunächst dachten wir, dass wir Ihnen mal sagen, wenn Sie schon mal hier sind, was für Wünsche auf unserer Wish-List für einen Umbau stehen.
- Die Erneuerung der alten Sporthalle erneuern
- Aufenthaltsräume für einzelne Jahrgänge
- mehr Spielmöglichkeiten für die Pause
- Mehr Toiletten
- mehr (sichere) Fahrradständer, mehr Gelegenheiten zum Beispiel wie bei Studio, wo man sich einfach hinsetzen kann und arbeiten kann
- Interessante räumliche Klassenraumgestaltung, nicht dieses Frontale
- Neue Stühle und Tische, an denen man besser arbeiten kann
- Fahrstühle
6. Decken sich unsere Wünsche wohl mit dem, was nun geplant ist?
Zu 100%!!!
Die Baupläne für das ESG sind ja mit einem Berater (Herr Patt) und SchülerInnen, Kollegen/Kolleginnen und Eltern zusammen erarbeitet worden. Dabei hat man einen sogenannten pädagogischen Bedarfsplan erarbeitet und indem sind eben genau auch eure Vorstellungen und Wünsche aufgenommen!
Lasst mich einige Worte zum Thema „Sanierung/ Neubau“ vorweg sagen: Ich finde es als Schulleiter beschämend, dass wir in einer reichen Stadt wie Gütersloh leben und eine Schule unter diesen Bedingungen überhaupt noch stattfindet. Wir haben Fußbodenbeläge, die sind aus dem Jahr 1928, wir haben Klassenräume, die haben 43 qm2 (eigentlich sollten Klassenräume 72 qm2 haben), wir haben keine Aufenthaltsräume für die Unterstufe, keine Aufenthaltsmöglichkeit für die Mittel- und Oberstufe. Die Mediothek wird dazu genutzt oder auch der Vorraum vom Studio, aber wir haben 1100 SchülerInnen! Der Schulhof – der viel zu klein ist – ist dank einer Initiative vom Förderverein 2016 mit Bänken und Blumenkästen ausgestattet worden, zuvor war es eine reine Asphaltwüste. Der Fahrradparkplatz ist ein permanentes Ärgernis, nicht ordentlich bewacht, zu klein, die Zuwege sind zu eng und dass da nichts passiert, liegt wohl nur daran, dass es so chaotisch ist, dass jeder besonders gut aufpasst! Dass in den letzten 7 Jahren nichts passiert ist, das ist einfach nicht hinnehmbar. Die Entscheider haben sich darüber gestritten, wer den ersten Schritt macht. Die Pläne sind längst fertig. So viel zu der Sachlage an sich.
Die jetzt geplante Variante sieht ja die Sanierung des Altbaus vor, z.B. mit zwei Fahrstühlen ausgestattet, es wird Durchbrüche zwischen Klassenräumen geben, die Flure werden mit mehr Licht ausgestattet. Die Mediothek wird für den AG-Bereich und weiterhin für Aufenthaltsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Es gibt einen Plan, dass man eventuell sogar auf dem Dach was macht – also in der Ecke des Studios – mit einer Bewirtschaftungsmöglichkeit dort (Birkholz-Stand).
Der Anbau ist an dem B-Gebäude geplant, also da, wo die Naturwissenschaftsräume sind. Genau da sind zum Beispiel Lerninsel für die Mittelstufe geplant, großzügige Räume, wenn man mal aus dem Unterricht rausgehen will und mit einer Gruppe arbeitet. Die Daltropstraße soll komplett für die Oberstufe hergerichtet werden. Die Mensa bleibt natürlich, aber die anderen Räume sollen alle von der Oberstufe genutzt werden.
Das ist der Plan und das wird in jedem Fall eine 150-prozentige Verbesserung gegenüber dem, was ihr im Moment habt!
Dass ein Neubau auf dem Sportplatz diskutiert wurde, das hatte damit etwas zu tun, dass wir uns Sorgen gemacht haben, dass, wenn die Schule saniert wird, dann muss die gesamte Schule ausgelagert werden. Das wird ja jetzt passieren. Dazu wird auf dem Sportplatz ein riesengroßes Ersatzschulgelände gebaut, mit Aula und allem, was ihr braucht. Das ist sehr teuer und ist nur als Zwischenlösung gedacht. Für die Zeit wird der Sportplatz nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen. Wir dachten, ein Neubau ließe uns völlig freie Entscheidungen und wir hätten uns ja die Kosten für das Interimsgebäude gespart, die sehr beträchtlich sind. Aber wir haben dann gemerkt, wie sehr die Emotionen am Altbau hängen, das ist das Gesicht der Schule in die Stadt und das Türmchen ist wichtig für die Identität. Das haben wir gespürt. Auch wenn das andere ein guter Plan gewesen wäre, er hätte alles sehr verzögert und wahnsinnig viel Gefühlsdiskussion mit sich gebracht. Deshalb nun eben das, was wir von Anfang an vorhatten: Sanierung und Anbau!
7. Jetzt aber mal ganz konkret: Mein Bruder möchte aufs ESG, meine Mutter hat Sorge, dass er die nächsten Jahre auf einer Baustelle unterrichtet wird. Können Sie ihr die Angst nehmen? Können Startschuss und Zeitraum schon konkret benannt werden
2022 brauchen wir noch für die Planung, 2023 steht dann der Umzug in das Interimsgebäude an und wir rechnen mit einer dreijährigen Sanierungs- und Bauzeit. Ihr werdet hier aber nicht drei Jahre auf einer Baustelle leben – das ist der Vorteil dieses Interimsgebäudes! Die Baustelle ist ausreichend weit entfernt und wird den Schulbetrieb nicht stören. Auch ein Sicherungskonzept für Schulwege und Zufahrten habe wir uns schon überlegt. Das wird alles gut funktionieren!
8. Wie und wann ist der Stein eigentlich ins Rollen geraten? Warum diese Umbaubestrebungen?
Als ich am ESG angefangen habe, das war im Jahr 2016, wurde gerade die Nordfassade des Altbaus saniert. 15 Jahre davor gab es schon sogenannte Prioritätenlisten, auf der Dinge erfasst waren, die baulich unbedingt angegangen werden müssten. Von diesen war jedoch bis dahin fast nichts gemacht! Die Tatsache, dass hier etwas gemacht werden muss, ist den Verantwortlichen offiziell mindestens schon seit 2010 bekannt! Es ist schwierig – man kann das niemandem vorwerfen, das möchte ich hier auch betonen. Weder ein Bürgermeister, noch eine Ministerin, noch jemand aus dem Kuratorium sind schuld. Die Schule hat halt eine ganz besondere „Regierungsform“ mit einer komplizierten Verfassung. Das ESG hat eine Art Grundgesetz, das von den Partnern erhebliche Anstrengungen verlangt in Kommunikation und in Abstimmung um diese Prozesse zu verwirklichen – und da wir hier ja über richtig viel Geld reden, war die Abstimmung und der Prozess schmerzhaft und langwierig.
9. Wer ist in den Planungsprozess involviert – auch die, die es direkt betrifft: Schüler, Lehrer, Sie?
Es hat einen Planungsprozess zu der Bedarfsplanung gegeben, an dem alle, die der Umbau maßgeblich betreffen wird, beteiligt waren. Jetzt ist ein Projektsteuerer mit der Planung vertraut, der sich im 14-tägigen Rhythmus mit mir, Herrn Rimpel und dem Kuratorium trifft (Herr Miele ist ja unser Baukurator) und austauscht. Wenn es dann wieder zu konkreten Ausstattungsfragen kommt, wird es natürlich einen parlamentarischen Beteiligungsprozess geben, an dem auch die Schulöffentlichkeit wieder beteiligt wird.
10. Verraten Sie uns noch einige konkrete Pläne: Was ist mit dem Schulhof oder der Sporthalle ...???
Die Schulhofflächen werden sich ändern. Ein paar Prognosen seien mal gewagt: Hier wird es keinen Lehrerparkplatz mehr geben, das wird Schulhof sein mit Sicherheit. Die alte Sporthalle wird saniert (*Anmerkung zu diesem Punkt: Eigentlich ist die neue Sporthalle ja auch schon ein Schrottgebäude, die ist ja auch in katastrophalen Zustand. Insgesamt braucht die Stadt Gütersloh mehr Sporthallen und -flächen, das reicht ja hinten und vorne nicht. Die Stadt muss im Innenstadtbereich mindestens eine dreifach Sporthalle nur für Schulsport bauen, damit das entlastet wird…) Die ungenutzten Außenflächen sollen saniert werden und auch der Fahrradparkplatz wird sich ändern, besser gemacht! Im Altbau wird es Durchbrüche geben, um die Räume zu vergrößern, es wird heller und freundlicher werden.
11. Warum ist es zu diesem Hin und Her in der Planung gekommen?
Dieses oben schon angesprochene Grundgesetzt der Schule (die Satzung) sieht vor, dass das Land 50% der Kosten trägt und die Kommune 50% der Kosten übernimmt. Der Anteil des Landes ist aber freiwillig und jetzt ist die Frage, wer macht den ersten Schritt. Die Kommune hat gesagt, bevor das Land nicht das Geld gibt, machen wir nichts und das Land hat gesagt, bevor die Kommune nicht sagt, dass sie Geld gibt, machen wir nichts. Und in diesem Lockdown, in dieser Sackgasse haben wir uns 5 Jahre lang befunden. Jetzt ist klar, dass die Kommune, also die Stadt Gütersloh, hier die Haushaltsmittel zur Verfügung stellt und sicherstellt, dass diese Schule saniert wird. Wenn dieser Plan steht, dann wird man an das Land herantreten und das Land um Zuschüsse bitten – und hoffen, dass das Land bezahlt. Das ist genauso wie bei der Sanierung der Theaterfassade …
12. Wie empfinden Sie die Planungen zum Neubau insgesamt? Nervig, aufregend, anstrengend, belastend …
Also es ist nervig, permanent über irgendetwas zu reden, ohne dass etwas passiert. Wenn man erstmal anfangen würde, dann wüsste man, wofür man sich anstrengt. Und was mich sehr betrübt und wirklich traurig und ärgerlich macht, ist, dass wir 6 Jahre lang, also die ganze Zeit, in der ich hier bin, viel reden und wenig passiert!
Hoffen wir nun also alle, dass etwas passiert! Einige Fragen zu Ihrer Person haben wir da noch, wenn wir so hören, was Sie an Zeit schon allein in all´ diese Dinge rund um den Umbau der Schule gesteckt haben, fragen wir uns…
… 13., ob Sie eigentlich auch Hobbies bzw. Zeit für private Interessen haben?
Meine Hobbies sind zum Beispiel das Reisen und Wandern mit meiner Frau, ich lese auch gern und viel, Musik ist eines meiner Hobbies, wir machen viel Musik zusammen. Gerne gehen wir in Konzerte. Und in Bezug auf die Zeit: Zeit ist immer zu wenig da, aber Zeit muss man sich eben nehmen. Beruf und Freizeit sind für mich nicht strikt getrennte Welten. Ich arbeite gerne und wenn ich gerne arbeite dann habe ich auch Energie!
14. Haben Sie ein Lebensmotto?
Was geht trotzdem! Es wird gelingen!
15. Und einmal zurück in Ihre Schullaufbahn: Es gibt ja immer so verschiedene Rollen, die SchülerInnen eine zeitlang in Klassen übernehmen: Der Clown, der Streber, der Nerd, der Stille … Wie hätte man Ihre wohl beschrieben?
Ich war immer Klassensprecher und immer in der SV, d.h. ich wollte mich immer für die Interessen und Rechte der SchülerInnen einsetzen, für Mitbestimmung und Demokratisierung an Schule. Dafür sind wir auch nach Düsseldorf gefahren und haben uns auf den Platz gestellt und Transparente hochgehalten.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Informationsbereitschaft und natürlich für Ihren Einsatz für das große Programm „Das ESG muss schöner werden“.
Ein Gedanke zu „„Euch erwartet eine 150%ige Verbesserung!“ – Herr Fugmann im Blog-Interview“