Berufswunsch: Pfarrerin!

Wir stellen euch ein neues Gesicht am ESG vor

Vielleicht ist euch ein relativ neues Gesicht am ESG schon begegnet? Vorrangig im Religionsunterricht, aber dann und wann auch mal in der Andacht oder auf dem Flur oder bei der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ (s. Artikel unten)?! Wir sind auf dieses neue Gesicht am ESG aufmerksam geworden und möchten euch die freundliche Person dahinter gerne mal vorstellen.

  1. Wie heißen Sie? 

Ich heiße Madita Nitschke.

2. Wie alt sind Sie? 

Ich bin 28 Jahre alt.

3. Ihr Beruf?

Seit Anfang Oktober bin ich Vikarin. Das heißt, dass ich in der praktischen Ausbildung zur Pfarrerin bin. Das Vikariat ist ein wenig vergleichbar mit dem Referendariat. Das heißt, dass ich in 2,5 Jahren erst an der Schule und dann später in der Gemeinde lerne zu unterrichten, Konfirmanden Unterricht zu gestalten, Gottesdienste zu halten und vieles, vieles mehr.

4. Und wollen Sie auch mal Pfarrerin werden? 

Ja, und da freue ich mich schon sehr drauf.

5. Was genau machen Sie derzeit bei uns an der Schule? 

Ich unterrichte in verschiedenen Klassen Religion und lerne dabei ganz viel. Außerdem schaue ich mir den Unterricht von verschieden Lehrern und Lehrerinnen an. Dabei kann ich ganz viele Sachen lernen und für meinen eigenen Unterricht übernehmen. 

6. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie gerne in den Bereich Theologie gehen möchten, was Ihren Beruf angeht? 

Schon in der Schulzeit. Nach dem Konfiunterricht habe ich angefangen verschiedene Sachen, wie Kinder- und Jugendgruppen oder Freizeit, Andachten und Gottesdienste mitzugestalten. Das hat mir total viel Spaß gemacht. Irgendwann habe ich dann das Pfarrteam bei mir in der Gemeinde gefragt, ob ich in den Herbstferien ein Praktikum bei ihnen machen kann. Auch in der Schule habe ich Religion bis ins Abitur gehabt und dort auch eine Abiklausur geschrieben. Die Themen, die im Religionsunterricht behandelt wurden fand ich immer super spannend und wollte gerne mehr über den Glauben, die Grundlagen des Christentums, also das Alte und Neue Testament und die Relevanz für die heutige Zeit erfahren. 

7. Hatten/ haben Sie besondere Vorbilder, die Sie prägen/ geprägt haben in Bezug auf Ihre Berufswahl?

Ich hatte eine ganz tolle Pfarrerin, die den Konfiunterricht so spannend und abwechslungsreich gestaltet hat, dass ich sie und ihre ganz persönliche Art und Weise mit Menschen umzugehen bis heute sehr schätze. Auch habe ich in meinem Studium  viele tolle Menschen kennen gelernt, die ganz unterschiedliche Gaben haben, von denen ich mir immer wieder gerne etwas abschaue.

8. Haben Sie auch „komische“ Bemerkungen einstecken müssen, weil Sie sich gerade für dieses Gebiet entschieden haben? 

Oh ja, eine Menge! Für viele Menschen ist Theologie zu studieren oft ein „Laberfach“, wie es ja leider auch in der Schule immer wieder genannt wird. Tatsächlich befasst man sich im Studium mit ganz unterschiedlichen Sachen: Philologie, also die Lehre von Texten in alten Sprachen, Geschichte, Philosophie, Religionswissenschaften und in der Praktischen Theologie, als Theorie der kirchlichen Praxis. Für die ganz unterschiedlichen Dinge, die man später in der Gemeinde braucht, legt man im Studium eine Grundlage, die über gesellschaftsrelevante Themen und Ethik bis zu Bibelkunde und geschichtlichen Voraussetzungen für unser heutiges Christentum reicht.

Die Fragen, die ich am meisten gehört habe sind: „Glaubst du denn dann auch so wirklich richtig an Gott?“ und „Bist du denn katholisch oder evangelisch?“ 

9. Welche Schritte in Bezug auf Ihren Beruf haben Sie schon gemacht/ also wie ist so bisher Ihr „Werdegang“?

Nach dem Abitur habe ich angefangen Theologie in Bochum und dann in Münster zu studieren. Dann folgte ein Jahr Examen, an dessen Ende man das Erste Theologische Examen hat. Das habe ich im September bestanden und seitdem bin ich auch schon hier. 

Außerdem habe ich während des Studiums immer wieder Praktika gemacht. So habe ich noch ein zweites Praktikum in einer Gemeinde im Sauerland, ein Praktikum in der JVA in Wuppertal bei der Gefängnisseelsorge und ein Praktikum in Bielefeld in der Krankenhausseelsorge gemacht. 

10. Sind Ihnen besondere Stolpersteine dabei begegnet? Etwas, auf das Sie gern hätten verzichten können? 

Ich hätte sehr gerne auf das Lernen der drei alten Sprachen verzichtet. Da ich Latein nicht in der Schule machen konnte, musste ich an der Uni Hebräisch, Griechisch und Latein lernen und jeweils am Ende eine Prüfung ablegen. Im Nachhinein stimme ich zu, dass die Sprachen sehr wichtig sind, um nachlesen zu können, was in den Bibeltexten steht. 

11. Gibt es viele weibliche Studentinnen im Fachbereich Religion? 

Inzwischen ja und das ist wirklich toll! Es ist sogar so, dass hier in Deutschland mehr Frauen als Männer Theologie studieren.

12. In der katholischen Kirche hätten Sie ja keine Möglichkeit gehabt, Ihren Berufswunsch zu verwirklichen. Wäre das auch ein Grund für Sie gewesen, die Konfession zu wechseln? 

Da ich ja schon evangelisch getauft bin, war das bei mir nie ein Problem. Ob ich die Konfession gewechselt hätte weiß ich nicht. Vielleicht hätte ich nie über den Pfarrberuf nachgedacht, wenn ich nicht von vornherein die Möglichkeit gehabt hätte…

13. Wie denken Sie über das Zölibat und das Weiheverbot für Frauen in der katholischen Kirche?

In der katholischen Kirche gibt es so viele tolle Frauen, die so gute und theologisch fundierte Arbeit leisten, die genauso gut ausgebildet sind wie Männer. Dass ihnen die Möglichkeit noch verwehrt wird, finde ich sehr schade. 

14. Was stellt ist für Sie das Reizvollste an dem Beruf, den Sie anstreben? 

Die Abwechslung, da kein Tag wie der andere ist;,die Begleitung von Menschen an unterschiedlichen Stellen ihres Lebens, oft vor allem bei Taufen, Hochzeiten und letztendlich Beerdigungen und die vielen unterschiedlichen Menschen, die in der Kirche zusammen kommen. 

15. Was denken Sie, wie kann man wieder mehr junge Menschen für Kirche begeistern? 

Indem man zeigt, wie cool Kirche und Glauben sein kann. Wie toll es ist mit Menschen zusammen zu sein, die ähnliche Themen haben, dass jeder willkommen ist und so sein kann wie er oder sie möchte. Manchmal etwas Neues zu wagen und dort zu sein, wo ihr, die jungen Menschen seid, ist glaube ich sehr wichtig. 

16. Können Sie uns Ihre Lieblingsstelle aus der Bibel nennen (und sagen, warum diese)?

Im Moment ist meine Lieblingsstelle aus der Bibel Psalm 8,5. Sie begleitet mich schon durch dieses Jahr und vor allem im Examen tauchte sie immer wieder auf, so auch in meiner mündlichen Examensprüfung. Für mich drücken die Verse eine Beziehung aus, zwischen den Menschen und Gott. Viele Menschen halten sich leider für besser als andere und sind auf verschiedenste Weisen verletzend. Im Psalm wird gefragt, was der Mensch, im Gegensatz zu Gott, denn überhaupt sei und wie es sein kann, dass Gott, obwohl er um die vielen Fehler der Menschenkinder weiß, ihnen immer wieder begegnen möchte. Für mich bedeutet das, dass wenn Gott immer wieder, trotz all unserer Fehler und schlechten Dingen, die wir tun, auf uns zu kommt, auch wir einander helfen sollen und die Hand reichen. Dass wir versuchen sollen weniger gegeneinander und mehr miteinander zu sein. 

17. Wie gefällt es Ihnen bisher am ESG? 

Richtig gut! Gerade von diesem Miteinander, von dem ich in der vorherigen Frage gesprochen habe, sehe ich hier am ESG ganz viel. Hier ist eine tolle Lernatmosphäre und Schulgemeinschaft. Ich freu mich sehr, wie ich gut hier aufgenommen wurde und freu mich auf die kommende Zeit, in der ich hier an Eurer Schule sein darf! 

Vielen herzlichen Dank für die ganz interessanten und aufschlussreichen Antworten. Wir finden Ihren Berufswunsch sehr spannend und hoffen, Sie haben am ESG noch eine richtig gute Zeit!

aus „Neue Westfälische, vom 26.11.2021, Autorin: Waltraud Leskovsek, Texte und Fotos aus der Neuen Westfälischen sind urheberrechtlich geschützt.

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