Es ist Dienstag – Herzlich willkommen zur Andacht online

Eine Art Adventsgeschichte

Herzlich willkommen zur Andacht – leider nur digital. Aber auch dann feiern wir die Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Im Neuen Testament wird erzählt, dass ein Engel zu Maria kommt und ihr ankündigt, dass sie einen Sohn bekommen wird. Die Geburt ihres Sohnes feiern wir zu Weihnachten. Jetzt, in der Adventszeit, bereiten wir uns darauf vor, dass Jesus zur Welt kommt.

In der Geschichte, die ich heute erzählen will, tritt ebenfalls ein Engel auf und kündigt die Geburt eines Kindes an. Engel stellen wir uns als mächtige Wesen vor, die man an ihren Flügeln erkennt. Mächtig ist der Engel, von dem ich erzählen will, tatsächlich. Aber Flügel hat er nicht. Deswegen wird er auch nicht gleich erkannt. Was es mit diesem Engel auf sich hat, stellt sich erst nach und nach heraus, und wir merken schließlich, dass auch diese Geschichte eine Art Adventsgeschichte ist.

Sie steht im Alten Testament, im Buch „Richter“. Richter werden die Männer genannt, einmal auch eine Frau, die das Volk Israel in Kriegszeiten regieren, bevor es dort Könige gibt. Einer dieser Richter in Israel heißt Simson. Simson wird ein sonderbarer Richter sein. Doch so weit ist es noch nicht. Zuerst muss Simson geboren werden. Schon dabei geht es sonderbar zu. Und das hängt mit dem Engel zusammen.

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Simsons Vater heißt Manoach. Den Namen der Mutter erfahren wir nicht. Wir erfahren aber, dass sie unfruchtbar ist; das heißt, sie kann keine Kinder bekommen. Eines Tages erscheint ihr der Bote Gottes und sagt zu Manoachs Frau: „Du bist unfruchtbar und hast keine Kinder. Du wirst aber schwanger werden und einen Sohn gebären.“ Der Bote Gottes – stattdessen können wir auch sagen: der Engel Gottes. Denn das bedeutet das Wort „Engel“: Engel sind Boten. Dazu brauchen sie keine Flügel.

Der Bote Gottes, der Manoachs Frau erscheint und ihr einen Sohn verspricht, obwohl sie eigentlich keine Kinder bekommen kann, fügt hinzu: „Hüte dich, Wein oder Bier zu trinken und irgendetwas Unreines zu essen! Denn dein Sohn wird ein Gottgeweihter sein vom Mutterleib an.“ Und noch eine Anweisung: „Kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen.“ Simson darf sich also nicht die Haare schneiden.

Manoachs Frau geht zu ihrem Mann und erzählt, was sie erlebt hat. Wer der Fremde war, weiß sie nicht. Sie ahnt es aber. „Der Gottesmann ist zu mir gekommen“, erzählt sie, „und er sah aus wie der Bote Gottes – überaus furchterregend. Und ich habe ihn nicht gefragt, woher er kommt, und er hat mir seinen Namen nicht genannt. Aber er hat zu mir gesagt: Du wirst schwanger sein und einen Sohn gebären. Trink weder Wein noch Bier, und iss nicht irgendetwas Unreines, denn das Kind wird ein Gottgeweihter sein vom Mutterleib an bis zum Tag seines Todes.“ Da merkt auch Manoach, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht, und bittet Gott: „Der Gottesmann, den du geschickt hast, möge noch einmal zu uns kommen.“

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Gott erhört Manoachs Bitte, und der Bote Gottes kommt noch einmal zu der Frau. Diesmal läuft sie und holt Manoach. „Bist du der Mann, der mit meiner Frau geredet hat?“, fragt Manoach. Der Fremde bejaht. „Wenn sich dein Wort erfüllt und meine Frau schwanger wird“, fragt Manoach weiter, „was sollen wir dann tun?“ „Deine Frau soll keinen Wein und kein Bier trinken und nichts Unreines essen“, wiederholt der Fremde. Darauf lädt ihn Manoach zum Essen ein: „Wir würden dich gern noch hier behalten und dir ein Zicklein von der Herde zubereiten.“ Der Bote Gottes antwortet: „Von deiner Speise werde ich nichts essen. Aber wenn du willst, dann bring Gott ein Brandopfer dar.“ Manoach erkennt ihn immer noch nicht und fragt: „Wie heißt du?“ Der Fremde wehrt ab: „Warum fragst du nach meinem Namen? Er ist wunderbar.“

Manoach nimmt ein Zicklein von der Herde und bringt Gott ein Brandopfer dar. Als die Flamme vom Altar zum Himmel schlägt, steigt der Bote Gottes in der Flamme empor. Manoach und seine Frau fallen zur Erde nieder und verbergen ihr Gesicht. Jetzt weiß Manoach, mit wem er es zu tun hatte. „Wir müssen sterben“, sagt er, „denn wir haben Gott gesehen.“ Aber seine Frau erwidert: „Wenn Gott uns töten wollte, dann hätte er nicht unser Opfer angenommen und uns nicht all das sehen und hören lassen.“ Die Frau behält Recht. Sie bekommt einen Sohn, und Gott macht ihn zum Richter in Israel.

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Simson wird ein sonderbarer Richter sein: ein Raufbold und ein Frauenheld. Seine ungeheure Kraft steckt in seinen Haaren. Deshalb dürfen sie nicht geschnitten werden. Aber das erfahren wir erst am Ende der Simson-Geschichte. Bleiben wir noch beim Anfang, bei Simsons Geburt und der Rolle, die Gott dabei spielt. Dabei geht es auch um uns.

Gottes Bote in der Geschichte, der Engel ohne Flügel, das ist nämlich kein anderer als Gott selbst – Gott in Verkleidung sozusagen. „Überaus furchterregend“ beschreibt Manoachs Frau seinen Anblick; und Manoach erschrickt: „Wir müssen sterben, denn wir haben Gott gesehen.“ So mächtig ist Gott, so erschreckend – doch zugleich gütig und menschenfreundlich. „Wenn Gott uns töten wollte“, beruhigt Manoachs Frau ihren Mann daher, „dann hätte er uns nicht all das sehen und hören lassen.“ Sie hat verstanden, dass der mächtige Gott es gut mit ihnen meint und gekommen ist, um zu helfen. Das müsste Gott nicht. Aber er will. Deshalb feiern wir bald Weihnachten. Denn auch da kommt Gott auf die Erde – als das Kind, das Maria zur Welt bringt.

Ich wünsche euch einen glücklichen Tag und eine gesegnete Adventszeit. Wenn ihr die ganze Simson-Geschichte lesen wollt, findet ihr sie in der Bibel im Buch „Richter“ in den Kapiteln 13 bis 16.

Euer Martin Schewe

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