Bock auf Zukunft
Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war.
Karl Valentin (1882-1948)
Weit über München hinaus lieben Menschen den eigentümlichen Humor des Komikers Karl Valentin. Und sein Ausspruch, dass die Zukunft auch nicht mehr das ist, was sie mal war, ist herrlich paradox aber doch für unsere Zeit sehr treffend.
Der amerikanische Psychologieprofessor Martin E. Seligman, Begründer der Positiven Psychologie, betont, dass der Mensch vor allem ein zukunftsbegabtes Wesen ist. Dem Menschen bleibt wenig, wenn ihm die Perspektiven fehlen. Fehlende Perspektiven kommen gefühlsmäßig einer Depression nahe.
Neuere Untersuchungen haben Spannendes zutage gebracht: Für die Identität eines Menschen spielt nicht nur seine Vergangenheit und das, was er wirklich erlebt hat, eine zentrale Rolle, sondern genauso die Zukunft mit ihren Vorstellungen von dem, was man sein könnte. Der SZ-Autor Jakob Blazza berichtet von Gehirnscans, die zeigen, dass die Zukunft im Gehirn annähernd so real abgebildet wird wie Vergangenheit und Gegenwart – mit dem Unterschied, dass an die Zukunft mit mehr Emotionen gekoppelt sind.
Die Schlussfolgerung liegt nahe: So wichtig für unser Menschsein die Erinnerung an die Vergangenheit und das Präsentsein in der Gegenwart sind, so wichtig ist für uns auch der Blick in die Zukunft, auf das Kommende. Noch einmal Martin E. Seligman: Die Fähigkeit, sich die Zukunft auszumalen und sie herbeizusehnen, macht den Menschen zum Menschen.
Vielleicht hat Karl Valentin mit seinem Ausspruch von der Zukunft, die nicht mehr das ist, was sie mal war, ein bisschen recht: Nicht wenige Menschen sehen die Zukunft als etwas, dem sie hilflos ausgeliefert sind, nicht mehr als Möglichkeitsraum, den sie mitgestalten können.
Für unsere mentale Gesundheit bedeutet das nicht, einfach die Augen vor dem Negativen, das wir tagtäglich über die Medien und in unserem Umfeld mitbekommen, zu verschließen und wie der Vogel Strauß den Kopf in den Sand zu stecken. Es bedeutet vielmehr, dass wir uns das Bild der Zukunft als Möglichkeitsraum wieder bewusst machen. Dass wir unsere positive Zukunftsbegabung leben und dass wir – jede und jeder von uns – unser Potenzial entfalten, mit dem wir miteinander Zukunft gestalten können.
Mit diesen Gedanken wünsche ich euch und euren Familien eine schöne und erholsame Weihnachts- und Ferienzeit – und ganz viel Mut und Zuversicht, die Zukunft des neuen Jahres zu gestalten! Bleibt gesund und passt gut auf euch auf!
Euer Tobias Beckervordersandforth, Beratungslehrer

Wichtige Anregungen habe ich aus diesem Artikel von Jakob Blazza bekommen: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/kultur/trump-krieg-krise-zukunftsangst-hoffnung-e710411/?reduced=true
Beitragsbild: Larisa-K (pixabay.com)
Neueste Kommentare