Janus und der Zeugnisgott
Wie würde er wohl aussehen und welche Eigenschaften hätte er, so ein Zeugnisgott? Würde ihm die Herrschaft über das Reich der Zeugnisse obliegen, würde man ihn anflehen oder gar durch Opfer gnädig stimmen können, um einen guten Ausfall des Zeugnisses zu erwirken? Lägen ihm die Schüler:innen am Herzen und würde er diejenigen aufmuntern, trösten und ermutigen, deren Zeugnis nicht so gut ausgefallen ist? – Ein nicht uninteressantes Gedankenspiel…
Aber zunächst zu einer anderen Beobachtung: Das erste Schulhalbjahr endet immer im Januar – in diesem Jahr mit der Zeugnisausgabe wenige Tage später. Und der Monat Januar verdankt seinen Namen dem doppelgesichtigen, römischen Gott Janus – einem der ältesten Götter der römischen Mythologie. Janus steht für Anfang und Ende, er ist der Gott der Ein- und Ausgänge, der Türen und Tore (sein Name lässt sich auf die lateinischen Begriffe für Tür und Durchgang zurückführen). Nicht von ungefähr hat man den Januar nach ihm benannt. Der Januar ist Tür und Durchgang ins neue Jahr, man schaut noch ein bisschen zurück auf das Ende des vergangen Jahres, jedoch noch mehr auf den Anfang des neuen Jahres.
Nein – auf keinen Fall soll der gute alte Janus hier als „Zeugnisgott“ eingeführt werden! Letzten Endes kommt es auf die eigene Motivation, das eigene Aktivwerden an. Aber die Bedeutung des Monats Januar und das Bild des zurück- und vorausblickenden Januskopfes könnten hilfreich sein: Am Ende des Halbjahres – mit dem Zeugnis in der Hand – und auf der Türschwelle zum zweiten Halbjahr, einmal zurückzuschauen: Was ist gut gelaufen im vergangenen Halbjahr? In welchen Bereichen habe ich mich bereits weiterentwickelt? Welche Herausforderungen habe ich gemeistert, welche Hindernisse überwunden? – Dann vorauszuschauen ins zweite, neue Halbjahr: Was gibt mir Zuversicht für die neuen Herausforderungen? In welchen Bereichen will ich mich weiterentwickeln? Welche neuen Ziele will ich mir setzen – konkret und umsetzbar? Wer kann mich dabei unterstützen? – Und schließlich: Mutig durch die Tür ins neue Halbjahr gehen, Schritt für Schritt! Das Janussymbol – wie die Darstellung auf der Münze – kann eine Erinnerung sein an den Rückblick und Ausblick. Vor allem, mit dem Blick auf deine Stärken und Ressourcen!
Auch im zweiten Halbjahr werden deine Fach- und Klassenlehrkräfte dir zur Seite stehen – und darüber hinaus natürlich auch die Beratungslehrkräfte (Frau Heitmann und Herr Beckervordersandforth) und die Schulsozialarbeiterinnen (Frau Siefert und Frau Strüwe).
Zum Glück gibt es keinen Zeugnisgott – aber hoffentlich ganz viele Menschen in der Schule und zu Hause, die dich daran erinnern, dass du – so wie du bist – gut und in Ordnung bist!
Ein gutes Durchatmen und Verschnaufen am langen Wochenende und dann einen zuversichtlichen Start ins neue Halbjahr! Pass gut auf dich auf!
Dein Tobias Beckervordersandforth, Beratungslehrer und Coach DGfC
*Beitragsbild: Lydia Griva (pexels.com)
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