Philosophieren gefällig? Herr Clamor im Blog-Interview

„… und ist der Schüler nicht wenigstens die Hälfte seines Weges alleine gegangen, so hat er nicht gelernt„,

sagte der griechische Philosoph Sokrates (470-399 v. Chr.). Heute – 15.11. – ist Welttag der Philosophie – Anlass mal mit jemandem zu sprechen, der sich damit auskennt – heute im philosophischen Interview: Herr Kai Clamor!

1.Wussten Sie eigentlich, dass heute bzw. am 15.11. der Tag der Philosophie ist?
Ja!
Freut Sie das?
So als ob das Philosophenweihnachten wäre? Ich denke es ist sinnvoll, dass es so einen Tag gibt und es würde mich freuen wenn dieser auch bekannter wäre.

2. Seit wann unterrichten Sie am ESG?
Seit 2014

3. Was unterrichten Sie – neben Philosophie – noch?
In der Sekundarstufe I Praktische Philosophie und noch Geschichte.

4. Geschichte also … In welche geschichtliche Epoche würden Sie sich per Zeitmaschine gern mal schießen lassen? Muss ich denn da bleiben? [Anmerkung von der Redaktion: Nein natürlich nicht, sonst würden wir sie am ESG vermissen!] Nur mal so zum Besuchen fände ich die klassische Zeit Athens oder auch das 18. Jahrhundert in Orten wie zum Beispiel Königsberg oder Weimar sehr interessant.

5. Was ist für Sie das Schönste am Lehrerberuf?
Es gibt sehr viele schöne Dinge am Lehrerberuf. Es ist unglaublich erfrischend mit Schülern zu diskutieren und mitanzuschauen, wie sie sich gedanklich weiterentwickeln. Das allerbeste ist, wenn man unterrichtet und man am Ende der Stunde das ein oder andere glänzende Augenpaar sieht und es nicht nur die Eigenen sind.

6. Welche Berufsalternative hätten Sie sich sonst vorstellen können?
Politiker, Satiriker, darstellender Künstler (nicht das ich dafür das Talent hätte, aber vorstellen kann man sich das ja mal)

Wir hätten da jetzt einige gezielte Fragen zu ihrem Fach, der Philosophie:
7. Was ist Philosophie eigentlich?
Eigentlich bräuchte ich jetzt meinen Laptop, da habe ich mir irgendwann mal aufgeschrieben, was ich denke. Philosophieren ist erstens eine Kulturtechnik, also neben Lesen, Schreiben und Rechnen. Philosophie ist unser Versuch mit unserem begrenzten Verstand unsere Welt zu begreifen und uns dabei nicht vorgeben zu lassen, was die Lösung ist, sondern zu versuchen auf vernünftige Lösungen zu kommen, die jeder Mensch nachvollziehen kann. Letztlich, wenn man sich anschaut was die Wissenschaften ab dem 17./18. Jahrhundert machen, ist das die Fortsetzung dieses Projektes „Philosophie“, nämlich in unglaublicher Breite und Differenziertheit weiterzuarbeiten und in die Tiefe zu arbeiten, wo dann nur der Verstand gar nicht mehr weiterkommt, wo man mit Instrumenten anfängt Messungen vorzunehmen, diese dann berechnet, aber mit dem Verstand deutet. Was Philosophie heute oft macht, ist der Versuch, all diese Messungen und Ergebnisse für uns zu interpretieren und zu versuchen unser Weltbild dadurch weiterzuentwickeln und Verstehbar zu machen. Ich könnte jetzt noch unbegrenzt weiterreden… Fragt lieber nie einen Philosophen was Philosophie ist, es sei denn ihr wollt in der Zwischenzeit Falten bekommen.

8. Warum haben Sie das studiert?
Philosophie ist etwas, was einen richtig mitreißen und begeistern kann. Es ist für mich persönlich immer der größte Kompromiss zwischen dem Bedürfnis kreativ zu sein und dem Bedürfnis politisch zu sein, zu diskutieren, zu verstehen und sich dabei aber keinen Weg vorgeben zu lassen.

9. Philosophie erscheint immer als so eine Art Ersatzfach, wenn jemand keine Lust auf Religion hat – Ist das so?
Ist Philosophie Pflicht, wenn man keinen Religionsunterricht hat?
Formaljuristisch ist das in der Schule so. Praktisch schließt Philosophie Religion nicht aus. Ihr wisst ja sicherlich, Dr. Schewe ist studierter und sogar promovierter Philosoph. Der Vorwurf ist seit Sokrates immer wieder an die Philosophen herangetragen worden, unteranderem wegen Missachtung der Götter wurde er auch angeklagt und letzten Endes auch hingerichtet. Dieses freie Denken setzt natürlich voraus, dass man auch kritisch über die Religion nachdenkt

10. Kann man denn nicht auch beides machen – oder meinen Sie, rein inhaltlich schließen sich die beiden Fächer schon aus?
Ganz im Gegenteil, ich würde sagen es überschneidet sich thematisch sowieso stark. Ich wäre unbedingt dafür, dass man beides macht oder beides machen kann. Ein Philosophiestudium beinhaltet auch immer einige Semester mit theologischen Aspekten.

11. Was ist ihr Lieblingsthema in der Philosophie?
Nur eins? Das hängt eigentlich davon ab, wie ich grade drauf bin. Ein Thema was mich immer wieder fasziniert ist die Frage, wie ein gutes Leben aussieht und was einen guten Menschen ausmacht.

12. Und ihr Lieblingszitat?
„Ich weiß, dass ich nicht weiß.“

13. Und dann noch die Frage: Angenommen alle Philosophen dieser Welt (lebend und tot) würden in Ihre Nachbarschaft ziehen wollen – welchen würden sich als direkten Nachbarn wünschen?
Aristoteles

14. Was bedeutet Glück für Sie?
Glück ist ein Moment in dem man ganz bei sich und mit sich selbst im Einklang ist. Es ist wenn man Zeit ungestört mit seinen Kindern verbringt, ein spannendes Thema diskutiert, ein gutes Buch liest oder auch einfach mit Freunden ein Spiel spielt.

15. Was glauben Sie, was nach dem Tod passiert?
Ich denke, das ist jetzt vielleicht ein bisschen schockierend, aber ich denke nicht, dass wir so etwas wie unsterbliche Seelen haben oder dass wir als Person irgendwie in den Himmel schweben. Natürlich geht die Materie dann nicht im Universum verloren.

16. Was für Eigenschaften muss man als Philosoph haben?
Man sollte neugierig sein, zugeben können wenn man Unrecht hat und man sollte unbedingt gerne diskutieren.

17. Was macht für sie ein guter Lehrer aus – so im Allgemeinen?
Er ist begeistert von seinem Fach und hat Spaß daran über die Inhalte seines Faches zu reden. – Er möchte mit seinen Schülern darüber reden, möchte dass Schüler Freude daran entwickeln und kann aber auch mit der Frustration leben, dass die meisten sich durch Schule eher gegängelt fühlen.

18. Welche Vorurteile haben Menschen einem Philosophielehrer gegenüber?
Haben Sie da mal was erlebt? Philosophen reden immer viel zu viel [Anmerkung der Redaktion: Das können wir nach diesem Interview bestätigen], Philosophen sind grundsätzlich verpeilt und viele sagen auch, dass Philosophen weltfremd sind. Es gibt da auch ganz viele Anekdoten wie zum Beispiel Thales der in den Brunnen gefallen ist, weil er den Himmel beobachtet hat. Ich glaube nicht, dass die alle so zutreffen. Es gibt sehr viele Philosophen die pragmatisch sind.

19. Sie sind ja auch für Ihre Witze bekannt – Was ist denn Ihr bester Witz?
Bin ich das? Witze entstehen dadurch, dass viele Dinge in unserem Alltag widersprüchlich sind und dass auch unsere Sprache oft dermaßen ungenau ist, dass man da entweder drüber lachen oder drüber verzweifeln kann. Da lache ich halt lieber drüber.

Vielen Dank für dieses wirklich sehr interessante und informative Interview!

Dürfen wir ein Foto von Ihnen machen – vielleicht in Philosophenpose? KLAR!

Herr Clamor in Philosophenpose

SAVE THE DATE – The Lions Music Night

Liebe Eltern, liebe Mitschülerinnen und Mitschüler!

The Lions Music Night am 21.11.18 – Von Klassik bis Pop

Unter diesem Motto veranstaltet der Lions Club Gütersloh-Wiedenbrück ein Konzert mit verschiedenen Schülerensembles aus Gütersloh und der ESG-Big-Band, zu dem wir Sie und Ihre Familien ganz herzlich einladen möchten. Das Konzert findet am Mittwoch, 21.11.2018 um 19.00 Uhr im großen Saal der Stadthalle Gütersloh statt. Mitwirkende sind Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen und der Musikschulen. Durch den Abend führt der bekannte Gütersloher Moderator Thorsten Wagner. Ein spannendes und vielseitiges Programm ist also garantiert!
Karten sind erhältlich an nachfolgenden Verkaufsstellen: Neue Westfälische, Die Glocke , Westfalenblatt, Stadthalle Gütersloh, Gütersloh Marketing, über Internet bei www.eventim.de.
Die Eintrittskarten kosten incl. VVK-Gebühren 15,50 €. Der Erlös kommt Projekten, die jungen Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen helfen, zu Gute.
In Vorfreude auf einen erlebnisreichen Konzertabend verbleiben wir mit musikalischen Grüßen

Dennis Rödiger und Christian Rasche