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Petrus – (k)ein Held

Eigentlich heißt er gar nicht Petrus, sondern Simon. Den Beinamen Petrus bekommt Simon erst später. „Petrus“ bedeutet „der Fels“. Doch selbst der festeste Fels kann ins Wackeln und Wanken geraten, und so ist auch Simon Petrus ein Mensch mit Stärken und mit Schwächen. Sehen wir uns drei Szenen aus seinem Leben an.

1

Von Beruf ist Simon Fischer. Im Augenblick liegt sein Boot am Ufer des Sees Genezareth, neben dem Boot der Brüder Johannes und Jakobus. Die Fischer sind damit beschäftigt, ihre Netze zu reinigen, während sich am Seeufer eine große Menge Menschen versammelt, um den Wanderprediger Jesus aus Nazareth zu hören. Jesus bittet Simon, ihn ein wenig vom Land wegzufahren, und hält seine Predigt von Simons Boot aus.

Hinterher fordert ihn Jesus auf: „Fahr weiter hinaus und wirf die Netze zum Fang aus!“ Als Fischer weiß Simon, dass es keinen Zweck hat, tagsüber zu fischen, denn dann schwimmen die Fische zu tief. Trotzdem antwortet er: „Wir haben zwar die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, aber weil du es sagst, probier ich es noch einmal.“ Und diesmal ist der Fang so groß, dass die Netze zu reißen drohen. Simon muss Johannes und Jakobus herbeiwinken, damit sie ihm helfen, die Fische ans Land zu schaffen. Dort fällt Simon Jesus zu Füßen und sagt: „Geh weg von mir, Herr, denn ich bin ein sündiger Mensch.“

Simon hat nicht etwa besonders viele falsche Dinge getan, wahrscheinlich nicht mehr oder weniger als wir alle. Aber er begreift oder ahnt wenigstens, was es mit diesem Jesus auf sich hat – und das ist ihm zu viel; das hält ein gewöhnlicher Mensch nicht aus. Deshalb will er Jesus fortschicken. Doch Jesus lässt sich nicht fortschicken. Er sagt: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ Damit beruft er Simon zu seinem Jünger, und nun geht es ganz schnell. Simon gehorcht, lässt alles stehen und liegen und folgt von nun an Jesus.

2

Simon Petrus ist ein überzeugter und loyaler Anhänger Jesu. Als Jesus seine Jünger einmal fragt, für wen sie ihn halten, ist er es, der antwortet: „Für den Gesalbten Gottes“, den Messias also, den Gott gesandt hat, um die Welt zu erlösen. Aber was das bedeutet, was für ein Messias Jesus wirklich ist, versteht selbst Petrus lange nicht genau. Es ist ja auch nicht leicht zu verstehen. Als es sich schließlich herausstellt, erlebt Simon Petrus die schwärzeste Stunde seines Lebens.

Zuvor hat Jesus den Jüngern angekündigt, dass er in Jerusalem verhaftet, verurteilt und hingerichtet wird, und Petrus hat ihm versprochen: „Herr, ich bin bereit, mit dir in Gefangenschaft und Tod zu gehen.“ Nun ist es soweit: In der Nacht zum Karfreitag wird Jesus festgenommen und abgeführt. Petrus folgt den Soldaten, setzt sich zu ihnen ans Feuer und wartet, was weiter geschieht. Dort erkennt ihn eine Magd: „Der gehört auch zu Jesus.“ Petrus verteidigt sich: „Den kenne ich gar nicht.“ Dann spricht ihn ein anderer an: „Du bist doch einer von seinen Jüngern.“ „Nein“, sagt Petrus ängstlich, „bin ich nicht.“ Schließlich kommt ein Dritter und bestätigt: „Er ist mit Jesus aus Galiläa gekommen.“ Und Petrus: „Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.“ In diesem Augenblick kräht der Hahn, und Petrus erinnert sich, was er Jesus versprochen und was ihm Jesus darauf geantwortet hat, nämlich: „Noch bevor am Morgen der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.“ Weinend läuft Petrus davon.

3

Wollen wir Petrus vorwerfen, dass er Jesus verleugnet? Hätten wir es besser gemacht? Simon Petrus selbst schämt sich, aber zum Glück ist die Geschichte noch nicht zu Ende, weder die Jesusgeschichte noch die Petrusgeschichte. Wie sie weitergeht, erzählt das Lukasevangelium so: Am dritten Tag nach der Kreuzigung kommen Anhängerinnen Jesu zu den Jüngern und berichten, was sie erlebt haben, als sie den Leichnam salben wollten. Der Stein vor dem Grab sei weggewälzt gewesen, erzählen die Frauen, und zwei Engel hätten ihnen gesagt, der Tote sei auferstanden. Die Jünger glauben den Frauen kein Wort. Nur Petrus scheint die Sache ernst zu nehmen. Auch er eilt zum Grab, sieht hinein und wundert sich, dass darin nur noch die Leichentücher liegen.

Was dann passiert, erfahren wir aus der Perspektive von zwei Jüngern, die am Nachmittag des Ostersonntags von Jerusalem in das Dorf Emmaus gehen. Unterwegs gesellt sich ein weiterer Wanderer zu ihnen. Ihm schütten die beiden ihr Herz aus: wie viel sie von Jesus erwartet haben und wie traurig sie sind, dass er tot ist. Der Fremde hört aufmerksam zu und versucht ihnen zu erklären, warum es so kommen musste. In Emmaus angekommen laden die beiden Jünger ihren Begleiter zum Abendessen ein. Als er ihnen das Brot bricht, erkennen sie Jesus. Dann verschwindet er vor ihren Augen. Auf der Stelle kehren die beiden nach Jerusalem zurück – und werden von den anderen Jüngern mit den Worten empfangen: „Der Herr ist tatsächlich auferweckt worden und dem Simon erschienen.“

Ihm also auch, Simon, dem wackeligen „Felsen“, der sich so schämt, weil er Jesus dreimal verleugnet hat. Wie und wo Petrus dem auferstandenen Jesus begegnet, erfahren wir nicht. Aber eins ist klar: Jesus trägt ihm sein Versagen nicht nach. Er hält Petrus die Treue, ob der es verdient hat oder nicht. Ein Mensch mit Stärken und mit Schwächen. Darauf kommt es nicht an. Was wirklich zählt, sind die Menschenfreundlichkeit und Großherzigkeit des Auferstandenen.

Euch allen einen schönen Tag und eine gute Woche!
Euer Martin Schewe

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