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Frauen und Männer, Mädchen und Jungen

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Das ist das Erste, was die Bibel erzählt – die älteste aller Geschichten. Doch obwohl sie so alt ist, handelt die Geschichte zugleich von uns, von dir und von mir. Denn wenn die Bibel von der Schöpfung erzählt, dann erzählt sie vor allem vom Menschen und seinem Platz in Gottes Schöpfung – und der Mensch, das sind du und ich.

Wie wichtig Gott uns nimmt, zeigt sich daran, dass die Bibel sogar zweimal erzählt, wie Gott den Menschen schafft. „Als Gottes Ebenbild schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie“, heißt es in der ersten Erzählung. Die zweite ist etwas ausführlicher:

„Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist; ich will ihm eine Hilfe machen – ein Gegenüber, das ihm entspricht. Gott der Herr formte aus dem Erdboden alle die Tiere auf dem Feld und alle die Vögel am Himmel. Dann brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Jedes Lebewesen sollte so heißen, wie der Mensch es nannte. Also gab der Mensch ihnen Namen: allem Vieh, den Vögeln am Himmel und allen Tieren auf dem Feld. Aber es war keine Hilfe für den Menschen dabei – kein Gegenüber, das ihm entsprach.“

Zunächst gibt es in dieser Erzählung nur einen einzigen Menschen. Damit der erste Mensch nicht einsam bleibt, sucht Gott nach einem passenden Gefährten für ihn und schafft die Tiere. Doch dann merkt Gott, dass die Tiere noch nicht die passende Gesellschaft für den Menschen sind. Das erste Buch Mose erzählt, dass der Mensch den Tieren ihre Namen gibt. Das bedeutet: Er ist der Herr der Tiere. Die Tiere sind seine Untertanen. Was der Mensch braucht, sind aber nicht Untertanen, sondern ein gleichberechtigter Partner. Deshalb sucht Gott weiter:

„Da versetzte Gott der Herr den Menschen in einen tiefen Schlaf. Er nahm eine von seinen Rippen und verschloss die Stelle mit Fleisch. Aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, bildete Gott der Herr eine Frau. Die brachte er zum Menschen. Da sagte der Mensch: Sie ist es! Sie ist von meinem Fleisch und Blut. ‚Frau’ soll sie heißen und ich ‚Mann’. Von mir ist sie genommen, wir gehören zusammen.“

Gott möchte nicht, dass der Mensch einsam ist, und sucht nach einem passenden Gefährten für ihn. Weil die Tiere keine gleichberechtigten Partner des Menschen sind, unternimmt Gott einen zweiten Versuch, diesmal mit Erfolg. Er versetzt den Menschen in einen tiefen Schlaf, sozusagen in Narkose. Während der Mensch schläft, nimmt ihm Gott eine Rippe heraus und macht aus der Rippe eine Frau. Als der Mensch wieder wach wird, freut er sich: „Sie ist es! Wir gehören zusammen.“ Der passende Partner des Menschen ist eine Partnerin. Die Erzählung will damit sagen: Erst wenn es beides gibt, Frauen und Männer, Mädchen und Jungen, ist der Mensch vollständig.

Manche Leserinnen und Leser verstehen diese zweite Schöpfungserzählung trotzdem so, als wäre der Mann noch wichtiger als die Frau, denn Gott habe ihn zuerst geschaffen. Doch das sagt die Erzählung gerade nicht. Erst als der Mensch zu zweit ist, heißen die beiden „Mann“ und „Frau“. Vorher gibt es nur „den Menschen“. Von seinem Geschlecht ist keine Rede. Wir können die Geschichte daher genauso gut so erzählen, dass Gott für den ersten Menschen einen Mann schafft und der Mensch daraufhin sagt: „Er ist es! Man wird ihn ‚Mann’ nennen und mich ‚Frau’.“ Diese Geschichte liefe auf dasselbe hinaus wie die in der Bibel: Beide, Frauen und Männer, Mädchen und Jungen, sind gleich wichtig und gleich wertvoll.

Wörtlich zu nehmen brauchen wir die Erzählung nicht, damit wir sie richtig verstehen. Natürlich ist weder die Frau noch der Mann wirklich aus einer Rippe entstanden. Außerdem wissen wir inzwischen, dass es außer Frauen und Männern, Mädchen und Jungen auch Menschen gibt, die zu keinem der beiden Geschlechter gehören. In der Bibel werden sie nicht erwähnt. Die Hauptsache verstehen wir dennoch: Wir Menschen, wir alle, du und ich, liegen Gott am Herzen. Deshalb gibt er sich viel Mühe, als er uns erschafft.

Lieber Gott! Danke, dass wir dir wichtig und wertvoll sind, jede und jeder von uns. Danke auch, dass du uns unterschiedlich geschaffen hast und trotzdem gleichberechtigt. Bitte hilf uns, unsere Mitmenschen zu respektieren, auch wenn sie anders aussehen, anders denken und fühlen, anders „ticken“ als wir. Amen.

Die zweite Schöpfungserzählung steht im zweiten Kapitel des ersten Buchs Mose. Die Übersetzung habe ich aus der neu erschienen „BasisBibel“ übernommen. 

Einen schönen Tag und eine gute Woche!

Euer Martin Schewe

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