Es ist Dienstag – Herzlich willkommen zur Andacht

Der goldene Schlüssel

Herzlich willkommen zur ersten Andacht im neuen Jahr! Vom neuen Jahr soll die Andacht auch handeln – leider wieder nur digital. Wir feiern sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Das kennt ihr sicherlich: Ihr freut euch auf eine Überraschung, obwohl ihr noch gar nicht wisst, worin die Überraschung besteht. Zum Beispiel zu Weihnachten. Da habt ihr etwas geschenkt bekommen – das nehme ich jedenfalls an –, und euch darauf gefreut. Womöglich wusstet ihr schon vorher, was ihr bekamt. Aber wenn nicht, wenn das Geschenk eine Überraschung war, dann kam zur Vorfreude die Spannung hinzu und machte die Vorfreude noch größer.

Natürlich gibt es auch unangenehme Überraschungen; die kennt ihr wahrscheinlich ebenfalls. Daran wollen wir lieber nicht denken. Und es gibt Überraschungen, von denen man vorher nichts ahnt. An die denken wir jetzt auch nicht. Wir bleiben bei den Überraschungen, auf die ihr gespannt sein und auf die ihr euch freuen könnt. Solche Überraschungen warten im neuen Jahr auf euch. Wie das möglich ist, sich auf etwas zu freuen, wovon man noch nicht genau weiß, wie es wird, zeigt eine kurze Geschichte aus der Märchensammlung der Brüder Grimm.

Der goldene Schlüssel

Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, musste ein armer Junge hinausgehen und Holz auf einem Schlitten holen.

Wie er es nun zusammengesucht und aufgeladen hatte, wollte er, weil er so erfroren war, noch nicht nach Haus gehen, sondern erst Feuer anmachen und sich ein bisschen wärmen. Da scharrte er den Schnee weg, und wie er so den Erdboden aufräumte, fand er einen kleinen goldenen Schlüssel. Nun glaubte er, wo der Schlüssel wäre, müsste auch das Schloss dazu sein, grub in der Erde und fand ein eisernes Kästchen. „Wenn der Schlüssel nur passt!“, dachte er. „Es sind gewiss kostbare Sachen in dem Kästchen.“ Er suchte, aber es war kein Schlüsselloch da. Endlich entdeckte er eins, aber so klein, dass man es kaum sehen konnte. Er probierte, und der Schlüssel passte glücklich. Da drehte er einmal herum, und nun müssen wir warten, bis er vollends aufgeschlossen und den Deckel aufgemacht hat; dann werden wir erfahren, was für wunderbare Sachen in dem Kästchen lagen.

Und? Was ist nun in dem Kästchen? Die Geschichte verrät es uns nicht. Ausgerechnet die Hauptsache scheint zu fehlen. Oder vielleicht doch nicht?

Wir haben an die Überraschungen gedacht, auf die ihr euch freuen könnt, obwohl ihr noch nicht wisst, worin sie bestehen. Sonst wären sie ja keine Überraschungen. Die Spannung würde fehlen. Genau darum geht es im Märchen vom goldenen Schlüssel. Die Hauptsache fehlt überhaupt nicht. Die Hauptsache sind die Vorfreude und die Spannung. Und damit sind wir beim neuen Jahr. Es gleicht nämlich dem Kästchen in der Geschichte. Noch ist das Kästchen nicht ganz offen, aber so viel ahnen wir: Es liegen wunderbare Sachen darin.

Welche wunderbaren Sachen euch das neue Jahr bringt, könnt ihr euch schon einmal ausmalen. Ein bisschen habt ihr davon sogar schon gemerkt, hoffe ich. Ihr dürft wieder in die Schule gehen und trefft eure Freundinnen und Freunde. Das ist durchaus nicht selbstverständlich, wie ihr wisst. Außerdem hattet ihr gerade Ferien, und die nächsten Ferien kommen bestimmt. Auch das ist ein Glück. Bleiben wir gespannt, was das neue Jahr noch bringt.

Und wenn doch einmal etwas schief geht? Auch in der Geschichte vom goldenen Schlüssel ist nicht gesagt, dass das Kästchen, das der Schlüssel öffnet, nur wunderbare Dinge enthält. Vielleicht liegen außerdem ein paar andere darin, nicht nur kostbare Schätze, Gold und Silber, sondern auch wertloses Blech. In diesem Fall wünsche ich euch, dass ihr viel mehr Schätze findet als Blech. Lasst euch überraschen. Euch allen ein frohes neues Jahr! Gott segne euch.

Euer Martin Schewe

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