Neues vom Beratungsblogger
Manchmal ist es super leicht, um Hilfe zu bitten. Meistens dann, wenn es um Kleinigkeiten geht.
Manchmal traut man sich aber auch nicht, um Hilfe zu bitten.
Weil man denkt, dass etwas soooo peinlich ist, dass man es niemandem erzählen kann.
Weil man denkt, etwas ist ja doch gar nicht so schlimm.
Weil man meint, um Hilfe zu bitten, zeigt die eigene Schwäche.
Oder: Weil man Bedenken hat, die Beratungslehrer*innen zu fragen, weil man sie vielleicht auch mal im Unterricht bekommt.
Was sagen wir als Berater in der Schule dazu? Und: Was sagen Schüler*innen dazu, die zu uns in die Beratung kommen?
Als Beratungslehrer sind wir häufig auch Krisenmanager, aber die Anliegen, bei denen wir helfen reichen von den relativ kleinen bis zu den ganz und richtig großen Sorgen. Mal kommen Schüler*innen wegen eines kleinen Problems oder Konflikts, ein anderes Mal wegen Ängsten oder Mobbing. In einem Fall geht es um schulische Leistungen, in einem anderen um eine Mitschülerin, die plötzlich kaum noch isst. Woanders ist es zu Hause gerade total belastend, weil es Streit gibt oder die Eltern sich getrennt haben. Jemand ist Gewalt oder Missbrauch ausgesetzt. Jemand muss mit der schweren Krankheit oder dem Tod eines nahestehenden Menschen fertig werden. Jemand hat Angst, zur Schule zu gehen. Jemand fühlt sich ständig antriebslos und deprimiert oder sieht aus einer schwierigen Situation keinen Ausweg mehr.
Für diese und viele andere Anliegen, die an uns herangetragen werden, haben wir uns durch verschiedene, intensive Zusatzausbildungen qualifiziert. Sollte es erforderlich sein, unterstützen wir auch dabei, geeignete Profis außerhalb der Schule zu finden.
Auf dem Lebensweg brauchen wir – egal wie alt wir sind – immer wieder Menschen, die uns unterstützen und beraten. Für viele Menschen ist es heute selbstverständlich, Beratung, Coaching oder Therapie in Anspruch zu nehmen, um Probleme zu lösen und ihr Leben gut gestalten zu können. Wenn man in der Schule in die Beratung geht, hat man sich also nicht als „Psycho“ qualifiziert, sondern man zeigt, dass man über eine ganz wichtige Stärke und Ressource verfügt: Die Stärke, gut für sich sorgen zu können und sich Unterstützung zu suchen.
Häufig kommen Schüler*innen zu uns in die Beratung, die uns auch als Lehrer im Unterricht haben oder hatten. Sie finden, dass das eher eine Erleichterung als ein Hindernis ist – weil man sich eben schon kennt. Und wenn man bei uns in der Beratung war und uns später vielleicht als Fachlehrer bekommt? Eine Schülerin sagte mir neulich dazu: „Es ist sogar ein Vorteil, weil man viel besser verstanden wird und sich besser aufgehoben fühlt. Ich habe das Gefühl, mit meinen Problemen nicht alleine zu sein.“
Für diejenigen, die uns erst in der Beratung kennenlernen, ist es vielleicht so, wie wenn man zu einem neuen Arzt geht: Man muss erstmal schauen und Vertrauen aufbauen.
Es kommt manchmal vor, dass jemand auf Anraten der Eltern, der Klassenlehrer oder Fachlehrer zu uns in die Beratung „geschickt“ wird. Häufig ist so ein erstes Gespräch sehr hilfreich, um der Lösung eines Problems näher zu kommen. Eine weitere Beratung wird aber nur dann stattfinden, wenn man damit einverstanden ist. Beratung kann nur dann etwas bewegen und zum Besseren verändern, wenn sie freiwillig ist.
Gelegentlich hört man im Beratungsraum A2B die Steine der Erleichterung poltern, die jemandem vom Herzen fallen, wenn sie oder er den Mut zum ersten Schritt gehabt hat und zu uns in die Beratung gekommen ist. Das ist ein Polten, dass ich sehr gerne höre, weil es das Signal ist, dass sich für jemanden ein neuer Weg auftut…
Für das Beratungsteam:
Tobias Beckervordersandforth (Herr BVS), Beratungslehrer Coach (DGfC)
PS. Und wenn ich trotz allem mit einem Anliegen lieber anonym und unerkannt bleiben möchte? – Dazu beim nächsten Mal mehr!
*Nachtrag Blog-Team: #mitgelesen am 4.2.2019
Wenn wir heute mit Bestürzung in der Zeitung von dem Suizid einer 11-jährigen Schülerin in Berlin lesen, dann sind wir einmal mehr wieder froh um unsere Beratungsstelle an der Schule. Wir freuen uns, dass wir Frau Heitmann und Herrn BVS für regelmäßige Blog-Beiträge zu verschiedensten Themen gewinnen konnten!
Passt auf euch auf!
Die Blogger!
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