Let’s Talk Mental Health 03

Sehnsucht nach dem Land des Gelingens

„Der Schmerz und das Glück lehren uns weinen.
Beide sagen uns, dass wir noch nicht da sind, wohin wir gehören.“

Fulbert Steffensky

In seinem Vortrag „Die große Sehnsucht“ zitiert der Theologe Fulbert Steffensky das Lied der See­­räuber-Jenny aus Bertolt Brechts Drei­groschenoper. Die Seeräuber-Jenny arbeitet als Dienst­­magd in einem heruntergekommenen Hotel, wo sie die Gläser spült und dankbar ist für jeden Cent, den sie bekommen kann. Aber sie hat einen großen Traum, dass sich das eines Tages ändern wird. Sie erwartet die Ankunft eines großen Schiffes mit acht Segeln und fünfzig Ka­no­nen, das mit ihr entschwinden wird. Mit ihrer Sehnsucht und ihrer Gewissheit, dass sie eine andere ist als die Sklavin, beginnt ihre Be­frei­ung. „Dieser Traum spricht der kargen Gegen­wart das Recht ab, sich als endgültige Welt auf­zuspielen. Mensch ist man, solange man nach den Schiffen der Freiheit Ausschau hält und solange man sie ersehnt. Nur da ist nichts mehr zu erwarten, wo nichts mehr erwartet wird…“ – so Steffensky im O-Ton.

Die Sehnsucht lässt sich nicht mit kleiner Münze abspeisen, sie verlangt immer nach dem Gan­zen, Größeren, viel­­leicht sogar nach dem, was uns noch unmöglich erscheint. Viele Lieder und Texte der Advents- und Weihnachtszeit spiegeln diese menschliche Sehnsucht. Beim Pro­phe­ten Jesaja über­­schla­gen sich die Bilder und Visio­n­en der Un­mög­lich­keit geradezu. Sie greifen weit aus in das „Land des Ge­lingens“ und sind geprägt von der tiefen Hoffnung nach Heil, nach Frieden und Gerech­tig­keit.

Beim Blick in unser persönliches Umfeld und in das Weltgeschehen können wir sicher sehr viel da­von erspüren, „dass wir noch nicht da sind, wo wir hingehören.“ Wir brauchen die Sehn­sucht, die Träume und Visionen, die uns antreiben, immer wieder neu in das „Land des Ge­lingens“ aufzubrechen. Mit Vertrauen und mit Zuversicht.

„Einen Menschen macht nicht nur schön, was er jetzt schon kann und ist. Seine Sehnsucht macht und seine Wünsche machen ihn schön.“ – so Steffensky noch einmal. Das wünsche ich euch und auch mir selbst: Ein gutes Erspüren der Wünsche und Sehnsüchte, die uns und die Welt be­we­gen. Vielleicht wird man es uns dann im neuen Jahr ein wenig ansehen – so wie man das Lächeln im Gesicht der Seeräuber-Jenny sieht, die das Schiff der Freiheit erwartet…

In diesem Sinne wünsche ich euch und euren Familien eine frohmachende und ermutigende Weihnachts- und Ferienzeit und einen vertrauensvollen Start in das Jahr 2024! Passt gut auf euch auf und bleibt gesund!

Dein Tobias Beckervordersandforth
Beratungslehrer und Coach (DGfC)

bvs@esg-guetersloh.de

Als ESGBeratungsteam (Frau Strüwe, Frau Heitmann und Herr Becker­vor­der­sand­forth) bedanken wir uns für das Vertrauen, das ihr uns im ver­gange­nen Jahr entgegen­ge­bracht habt! Nun gehen auch wir in die wohl­ver­­diente Weih­nachtspause. Ab dem 08.01.2024 sind wir wieder wie gewohnt für euch erreichbar.

Für die Zeit der Weihnachtsferien verweisen wir auf die Hilfsangebote für den Not- und Krisenfall (auf der Beratungshomepage bitte weit nach unten scrollen): https://esg-guetersloh.de/schulgemeinde/beratungsteam/

Die Nummer gegen Kummer (https://www.nummergegenkummer.de, 116 111) ist Mo-Sa von 14-20 Uhrerreichbar.

Die Telefonseelsorge (https://www.telefonseelsorge.de, 0800/111 0 111) ist rund um die Uhr besetzt und bietet auch Onlineberatung an.

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